Ziegel/Dachsteine

Aus Dachdeckerwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Inhalt:
Ziegeldeckung
Dachsteindeckung

Geschichte

Ziegel und Dachsteine sind kleinformatige Deckmaterialien. Schon die alten Römer kannten die Technik, wie man aus Ton und Lehm ein brauchbares Deckmaterial herstellen konnte. Ein beeindruckendes Zeugnis findet man dafür im Römerpark in Xanten. Später nutzten vor allem die reichen Klöster diese Kenntnisse, um, wie hier zu sehen, ihre Kirchen mit Ziegeln einzudecken. Dachstein sind im Gegensatz dazu erst seit dem 19. Jhd bekannt. Sie sind lange wenig beachtet worden und erhielten ihre Bedeutung, ähnlich den Faserzementplatten, erst nach dem 2. Weltkrieg, als man große Mengen Deckmaterial zu günstigen Preisen benötigte, gleichzeitig aber auf die traditionellen Deckarten nicht verzichten wollte. So ahmen Dachsteindeckungen vielfach traditionelle Deckmaterialen nach. Ich denke da insbesondere an den Doppel-S Dachstein, der im Deckbild der Hohlpfanne ähnelt.

Materialkunde

Ziegel sind, wie schon oben erwähnt, aus Ton und Lehm gebrannt, während Dachsteine ein aus Zement, Sand und Wasser gebundenes Material sind. (Nähere Einzelheiten zur Herstellung finden Sie bei den jeweiligen Deckmaterialien.) Diese unterschiedliche Herstellung hat zum Beispiel Auswirkungen auf das farbliche Aussehen des Daches. Während ein Dachstein durch die fabrikgesteuerte Mischung der Rohstoffe aussieht wie der andere, sehen Ziegel aus unterschiedlichen Abbaugebieten teilweise recht unterschiedlich aus. Aber auch innerhalb eines Brandes kann die Färbung verschieden sein, da sich die Sedimente vor Jahrmillionen auf dem Meeresboden nicht immer gleichförmig abgelagert haben.

Unterkonstruktion

Die Unterkonstruktion besteht im allgemeinen aus Trag- und Konterlattung, an die bestimmte Forderungen in Bezug auf Tragfähigkeit

   * Holzfeuchte
   * Gesundheit
   * Querschnitt

gestellt werden.

Lt. Fachregeln muss das Holz trocken sein. Darunter versteht der Dachdecker, dass das Holz eine Feuchte von 14 bis 21% besitzen darf. Das Holz soll gesund sein. Darunter versteht der Dachdecker, dass das Holz frei sein soll von pflanzlichen und tierischen Schädlingen.

Lattenquerschnitt

Gängige Querschnitt für Dachlatten sind 25/48, 30/60, 40/60 mm. Die Lattenwahl hängt vom Einsatz und vom Sparrenabstand ab. Bei Ziegeldeckungen gilt zumeist:

Sparrenabstand Lattenquerschnitt
bis 80 cm mindestens 30/50 mm
bis 100 cm mindestens 40/60 mm

weitere Anforderungen

Latte.gif
  • Die Latten müssen mindestens 3 scharfe Kanten besitzen.
  • Zwei scharfe Kanten müssen auf dem Sparren aufliegen.
  • Die baumkantige Seite muss in Richtung Traufe verlegt werden, um ein Abrutschen der Ziegel zu verhindern.
  • Latten des Querschnitts 24/48 mm oder 24/60 mm müssen der Sortierklasse S 13 (blaue Kennzeichnung) entsprechen.
  • Latten mit größerem Querschnitt können der Sortierklasse S 10 (rote Kennzeichnung) entsprechen.


Dacheinteilung

Die Ermittlung der Lattweite für Ziegel und Dachsteine entsprechen sich. Bei Ziegeln unterscheidet man zwischen den verschiebbaren Ziegeln und den konischen und rundumverfalzten Ziegeln. Bei verschiebaren Ziegeln muß die maximale Lattweite ermittelt werden, die nicht überschritten werden darf. Während bei den ringverfalzten Ziegel die Überdeckung durch die Falz im wesentlichen vorgegeben ist. Da die Falz geringe Toleranzen hat, lassen sich die Ziegel zusammendrücken oder ziehen. Damit kann man die Eindeckung ausgleichen und an die Sparrenlänge anpassen. Die tatsächliche Lattweite schwankt also um die mittlere Lattweite, die sich aus den Möglichkeiten der Falz ergibt.

Unterscheidung Ziegel/Dachstein

Ein weiterer Unterschied entsteht durch die Verarbeitung. Durch den Brand verformen sich die Ziegel geringförmig, während ein Dachstein beim (kalten) Abbund seine Form nicht verändert. Die Formhaltigkeit von Ziegeln muss deswegen ständig überprüft werden. Durch die bessere Passgenauigkeit von Dachsteinen werden hier höhere Anforderungen an die Hinterlüftung gestellt, während bei Ziegeln Luft durch die Fugen besser in den Raum zwischen Ziegel selbst und Unterspannbahn eindringen kann.

Ziegel vs. Dachsteine - Vor- und Nachteile

Aus den unterschiedlichen Herstellungsverfahren von Ziegeln und Dachsteine ergeben sich sowohl Vor-, als auch Nachteile. Da Ziegel beim Brand schwinden, können sie sich verformen. Gegenüber Dachsteinen haben sie jedoch den Vorteil, dass sie sofort nach dem Brand verarbeitet und nicht wie Dachsteine gelagert werden müssen, um auszuhärten. Insgesamt ergeben sich die folgenen Vor- und Nachteile:

Ziegel Dachsteine
Vorteil

farblich lebendiger
leichter
sofort verwendbar
Nachteil
flügelig

Vorteil
höhere Passgenauigkeit

Nachteil
geringere Maßtoleranz
volle Festigkeit erst nach ca 30 Tagen
schwerer
höhere Anforderungen an Hinterlüftung