Historische Dachdeckungen

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Schon bei den Römern wurden in vorchristlicher Zeit Ziegel gebrannt, während im wesentlichen Dächer mit Naturmaterialien, wie z.B. Holzschindeln oder ganz einfach mit Grassoden eingedeckt wurden. Diese wurden dann im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt. Reetdeckungen, wie man sie häufig an der Nordseeküste antrifft sind z.B. eine Weiterenentwicklung der Deckung mit Grassoden. Im Wesentlichen setzte man die Deckmaterialien ein, die man in der Nähe vorfand. Der Transportaufwand wäre sonst zu aufwändig geworden. Nur der Adel und die Kirche waren z.B. im Mittelalter finanziell in der Lage sich ungewöhnliche Deckmaterialen für ihre Gebäude über großen Abstand zu besorgen.

Der archäologische Park in Xanten am Niederrhein zeigt auf einer Fläche von ca. 80 ha einen umfassenden Überblick über Kultur, Architektur und römische Handwerkstechniken. Die Archäologen nutzen die Möglichkeit Ausgrabungen in einer römischen Siedlung zu machen, die nie überbaut wurde. Demzufolge sind die Funde reichhaltig und es ist Platz für die Rekonstruktion ganzer Gebäude. Im Rahmen der experimentellen Archäologie wird versucht römische Handwerkstechniken nachzuempfinden. Auf drei Modellen sind die wichtigsten Deckmaterialien (Ziegel, Schiefer und Holz) mit der entsprechenden Verlegetechnik ausgestellt.

Ziegeldeckungen

Ziegel01 hist.JPG Ziegel02 hist.JPG

Die dargestellten römischen Ziegel werden Tegulae und Imbrice genannt. Im Gegensatz zu modernen Ziegeln werden die Tegulae nicht auf Latten gedeckt sondern mit zwei schmiedeeisernen Nägeln direkt auf den Sparren befestigt. Das bedeutet, dass römische Häuser mit Ziegeldach wesentlich mehr Sparren hatten als moderne Häuser, weil der Sparrenabstand bei den Römern ca. 35 cm betrug. Die Imbrices sind einfache konische Halbrohre, die mit Mörtel aufgesetzt wurden um die Längsfugen zu schließen. Eine Weiterentwicklung dieser Deckart ist die Mönch und Nonnendeckung des Mittelalters. Um teuere Sparren zu sparen, wird die Mönch und Nonnendeckung jedoch bereits auf Latten ausgeführt.

Schieferdeckungen

Schiefer01 hist.JPG

Aufgrund archäologischer Funde ist bekannt, dass Die Römer rautenförmige Schiefersteine zur Deckung ihrer Dächer eingesetzt haben. Diese Deckart hat sich bis heute erhalten!! Im Unterschied zur römischen Deckung sind die heute verwendeten Schieferschablonen mit einer mittleren Dicke von ca. 5mm wesentlich dünner als die ca 1,5cm dicken Schablonen der Römer. Das Modell zeigt einen Deckbildausschnitt auf Eichenschalung. Als gesichert gilt die Tatsache, dass die römischen Rauten mit zwei schmiedeeisernen Nägeln befestigt wurden. Über die Gestaltung der Deckung am Ortgang ist offenbar noch nichts bekannt.

Holzschindeldeckungen

Holz01 hist.JPG

Funde belegen, dass römische Häuser mit Eichenschindeln in Doppeldeckung gedeckt wurden. Über einen Zeitraum von mehr als 1500 Jahren hat sich die Verlegung von Holzschindeln nicht viel verändert. Das ungünstige Verhältnis von Haltbarkeit und Preis macht das Material heute zum Nischenprodukt für Liebhaber bzw. für den Denkmalschutz.