Bitumen: Unterschied zwischen den Versionen

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Bitumen ist ein Erdölprodukt. Es entsteht bei der Destillation von Rohöl.
 
 
 
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|Bitumen ist ein Erdölprodukt. Es entsteht bei der [[Destillation]] von Rohöl. Wird das Bitumen unter normalem, atmosphärischem Druck hergestellt, spricht man von '''Destillationbitumen'''. Hochwertigeres Bitumen entsteht bei der Destillation unter Unterdruck. Dann sprich man von '''Hochvakuumbitumen'''. Dieses Bitumen ist reiner und hat daher bessere und vorteilhaftere Eigenschaften. Zur weiteren Verbesserung der Eigenschaften wird durch das heiße Bitumen Sauerstoff geblasen. In diesem Fall spricht man von '''geblasenem Bitumen''' oder '''Oxidationsbitumen'''. Diese Bitumensorte ist besonders wärme- und kältebeständig. Bei der Herstellung von [[Dachbahnen|Bitumenbahnen]] werden im Allgemeinen Destillations- und geblasenen Bitumen eingesetzt. Unter [[Materialkunde#Polymerbitumen|Polymerbitumen]] versteht man ein Gemisch von Bitumen und Kunststoff.  Die verschiedenen Bitumensorten kann man an ihrer Kurzbezeichnung erkennen, die das angewandte [[Bitumen#Prüfverfahren|Prüfverfahren]] und die Qualität beschreiben.
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Bitumen ist ein Erdölprodukt. Es entsteht bei der [[Destillation]] von Rohöl. Wird das Bitumen unter normalem, atmosphärischem Druck hergestellt, spricht man von '''Destillationbitumen'''. Destillationsbitumen werden im Straßenbau eingesetzt und mit dem Buchstaben B und einer nachfolgenden Zahl, z.B. B5 bis B200 gekennzeichnet. (Details siehe dazu unter [[Bitumen#Prüfverfahren|Prüfverfahren]]).
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Wird in Destillationsbitumen Luft eingeblasen, verändern sich die Materialeigenschaften und man spricht von '''geblasenem Bitumen''' oder '''Oxidationsbitumen'''. Durch die Veränderung der Eigenschaften entsteht ein Bitumen, das relativ hart ist und einen hohen Erweichungspunkt hat und hierduch steildachgeeignet ist. Es wird durch zwei Zahlen gekennzeichnet, z.B. 115/15. (Details siehe dazu unter [[Bitumen#Prüfverfahren|Prüfverfahren]]).
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'''Hochvakuumbitumen (HVB)''' entsteht, wenn weitere ölige Bestandteile unter Vakuum vom Destillationsbitumen abdestilliert werden. Dieses Bitumen ist glashart. Es wird zur Herstellung von Gussasphalt verwendet. Hierzu wird eine Mischung von Hochvakuumbitumen und Sand verwendet.
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==sonstige Erdölprodukte==
 
==sonstige Erdölprodukte==
Bitumenemulion und Bitumenlösungen sind Mischungen.
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'''Bitumenemulsionen''' und '''Bitumenlösungen''' sind kalte Flüssigbitumen. Sie werden eingesetzt, um Staub zu binden und die Haftung nachfolgender Lagen zu verbessern.  
'''Die Emulsion''' besteht aus Bitumen und Wasser als Emulgator.
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* Die [[Emulsion/Lösung|Emulsion]] ist eine Mischung von Bitumen und Wasser mit Hilfe von [[Emulgator|Emulgatoren]]. Emulsionen können auf feuchten Untergründen aufgetragen werden. Der Einsatz in Kellerräumen ist ungefährlich. Bitumenemulsionen erkennt man daran, dass sie geruchslos sind und bei der Verarbeitung braun gefärbt sind. Nach dem Ablüften weicht die braune Farbe der schwarzen Farbe durch das Verdunsten von Wasser und Emulgator.
'''Die Lösung''' besteht aus Bitumen und Benzin als Lösungsmittel.
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* Eine [[Emulsion/Lösung|lösungsmittelhaltiges Flüssigbitumen]] besteht aus Bitumen und Benzin als Lösungsmittel. Es benötigt zur Verarbeitung einen trockenen Untergrund. Bei der Verarbeitung in nicht gut belüfteten Räumen (z.B. Keller) kann sich ein explosionsfähiges Gemisch bilden. Die Gase, die beim Ablüften entstehen, sind schwerer als Luft und sammeln sich am Boden. Bitumenlösungen sind an ihrem typischen Benzingeruch zu erkennen.
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Im Bereich des Bautenschutz werden überwiegend '''Verschnittbitumen''' zu faserhaltigen Bitumen-Spachtelmassen und Dickbeschichtungen, verarbeitet. Diese dienen vorwiegend der Abdichtung von Gebäudebereichen die [[Bauwerksabdichtung#dr.C3.BCckendes_Wasser|drückendem]] oder [[Bauwerksabdichtung#nicht_dr.C3.BCckendes_Wasser|nicht drückendem Grundwasser]] ausgesetzt sind.
  
 
==Prüfverfahren==
 
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Auf eine Bitumenprobe wirkt für 5 Sek. eine 100 g schwere Prüfnadel bei einer Temperatur von 20° ein. Die Eindringtiefe der Nadel in die Bitumenprobe in 1/10 mm ergibt die Penetration.
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Merke: Je größer die Zahl, desto weicher ist das Bitumen (B200 ist sehr weich, B10 ist sehr hart)
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|Eine Bitumenprobe, die in einen Prüfring von ca 2 cm eingefüllt worden ist und die mit einer kleinen Kugel belastet wird, wird in ein Eintauchbad gesetzt, das langsam erwärmt wird. Gemessen wird die Temperatur, bei der die Kugel nach 25,4 mm den Gefäßboden erreicht.
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==Links==
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* [[Dachbahnen]]
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* [[Flachdach]]
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* [[Flachdach#Konstruktionsarten.2FFlachdachaufbau|Flachdachaufbau]]
  
 
[[Category:Abdichtung]]
 
[[Category:Abdichtung]]

Aktuelle Version vom 8. November 2021, 15:23 Uhr

Vorteile

Bitumen eignet sich besonders gut für die Herstellung von Dachbahnen wegen

   * seines thermoplastischen Verhaltens (unter Wärmeeinwirkung verformbar)
   * seiner guten Haftfähigkeit
   * seiner Wasserdichtigkeit

Gewinnung/Bitumensorten

Quelle:www.chids.de

Bitumen ist ein Erdölprodukt. Es entsteht bei der Destillation von Rohöl. Wird das Bitumen unter normalem, atmosphärischem Druck hergestellt, spricht man von Destillationbitumen. Destillationsbitumen werden im Straßenbau eingesetzt und mit dem Buchstaben B und einer nachfolgenden Zahl, z.B. B5 bis B200 gekennzeichnet. (Details siehe dazu unter Prüfverfahren).

Wird in Destillationsbitumen Luft eingeblasen, verändern sich die Materialeigenschaften und man spricht von geblasenem Bitumen oder Oxidationsbitumen. Durch die Veränderung der Eigenschaften entsteht ein Bitumen, das relativ hart ist und einen hohen Erweichungspunkt hat und hierduch steildachgeeignet ist. Es wird durch zwei Zahlen gekennzeichnet, z.B. 115/15. (Details siehe dazu unter Prüfverfahren).

Hochvakuumbitumen (HVB) entsteht, wenn weitere ölige Bestandteile unter Vakuum vom Destillationsbitumen abdestilliert werden. Dieses Bitumen ist glashart. Es wird zur Herstellung von Gussasphalt verwendet. Hierzu wird eine Mischung von Hochvakuumbitumen und Sand verwendet.

Unter Polymerbitumen versteht man ein Gemisch von Destillationsbitumen und Kunststoff.

sonstige Erdölprodukte

Bitumenemulsionen und Bitumenlösungen sind kalte Flüssigbitumen. Sie werden eingesetzt, um Staub zu binden und die Haftung nachfolgender Lagen zu verbessern.

  • Die Emulsion ist eine Mischung von Bitumen und Wasser mit Hilfe von Emulgatoren. Emulsionen können auf feuchten Untergründen aufgetragen werden. Der Einsatz in Kellerräumen ist ungefährlich. Bitumenemulsionen erkennt man daran, dass sie geruchslos sind und bei der Verarbeitung braun gefärbt sind. Nach dem Ablüften weicht die braune Farbe der schwarzen Farbe durch das Verdunsten von Wasser und Emulgator.
  • Eine lösungsmittelhaltiges Flüssigbitumen besteht aus Bitumen und Benzin als Lösungsmittel. Es benötigt zur Verarbeitung einen trockenen Untergrund. Bei der Verarbeitung in nicht gut belüfteten Räumen (z.B. Keller) kann sich ein explosionsfähiges Gemisch bilden. Die Gase, die beim Ablüften entstehen, sind schwerer als Luft und sammeln sich am Boden. Bitumenlösungen sind an ihrem typischen Benzingeruch zu erkennen.

Im Bereich des Bautenschutz werden überwiegend Verschnittbitumen zu faserhaltigen Bitumen-Spachtelmassen und Dickbeschichtungen, verarbeitet. Diese dienen vorwiegend der Abdichtung von Gebäudebereichen die drückendem oder nicht drückendem Grundwasser ausgesetzt sind.

Prüfverfahren

Die folgenden Prüfverfahren werden zur Qualitätskontrolle von Bitumen angewandt.


Penetration

Penetration.gif

Auf eine Bitumenprobe wirkt für 5 Sek. eine 100 g schwere Prüfnadel bei einer Temperatur von 20° ein. Die Eindringtiefe der Nadel in die Bitumenprobe in 1/10 mm ergibt die Penetration.

Merke: Je größer die Zahl, desto weicher ist das Bitumen (B200 ist sehr weich, B10 ist sehr hart)


Ring-Kugel Versuch

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RingKugel.gif

|Eine Bitumenprobe, die in einen Prüfring von ca 2 cm eingefüllt worden ist und die mit einer kleinen Kugel belastet wird, wird in ein Eintauchbad gesetzt, das langsam erwärmt wird. Gemessen wird die Temperatur, bei der die Kugel nach 25,4 mm den Gefäßboden erreicht.


Duktilität

Duktilitaet 1.png Gemessen wird die Streckbarkeit einer Bitumenprobe bei einer vorgegebenen Temperatur

Kennzeichnung

Der nachfolgenden Tabelle können die für Destillations- und Oxidationsbitumen üblichen Prüfverfahren und die daraus resultierende Kennzeichnung entnommen werden.

Bitumensorte
Prüfverfahren
Kennzeichnung
Destillationsbitumen
Penetration
B10, B20 bis B200

Die Zahl ist die Eindringtiefe in 1/10 mm

Oxidationsbitumen
Penetration und Ring-Kugel
100/75 o.ä.

Die erste Zahl gibt die Temperatur aus dem Ring-Kugel Versuch an. die zweite ist das Ergebnis der Penetrationprüfung.

Anmerkung:

Für steile Dächer sind Bitumen mit hohem Erweichungspunkt und großer Härte zu verwenden (z.B. 115/15)


Bei Bitumen mit der Kennzeichnung 115/15 handelt es sich also um Oxidationsbitumen mit einer Penetration von 1.5 mm und einem Erweichnungstemperatur von 115°

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